In der Nacht vor der Oscar-Verleihung wird in Los Angeles traditionell der Razzie Award verliehen. In diesem Jahr räumten Fifty Shades of Grey und Fantastic Four beim Anti-Oscar ab.
Glitzer, Glamour und die Elite von Hollywoods schillernder Filmwelt: So ist das traditionelle Bild, wenn die Oscars in der Nacht von Sonntag auf Montag im Dolby Theatre in Los Angeles verliehen werden. Weniger Glitzer, Glamour und Hollywood-Elite erlebt man am Tag zuvor. Dann wird traditionell der Golden Raspberry Award, der sogenannte Anti-Oscar, verliehen. Kurzum: Die Auszeichnung für die schlechtesten Leistungen des zurückliegenden Filmjahres.
BDMS-Spiele und Superhelden räumen ab
Der große „Gewinner“ 2016: Fifty Shades of Grey! Die Romanverfilmung sicherte sich fünf Razzies bei sechs Nominierungen. Neben der in der „Königskategorie“ als schlechtester Film erhielt der Film von Regisseur Sam Taylor-Johnson die Auszeichnungen für das schlechteste Drehbuch, den schlechtesten Schauspieler (Jamie Dornan, 33), die schlechteste Schauspielerin (Dakota Johnson, 26) und für die schlechteste Darsteller-Kombination.
Den Titel als schlechtester Film musste sich das seichte BDMS-Filmchen derweil mit der Neuverfilmung des Marvel-Comics Fantastic Four teilen. Das 120-Millionen-Dollar-Projekt von 20th Century Fox erntete im letzten Jahr nicht nur schlechte Bewertungen von Zuschauern und Kritikern, sondern floppte auch an der Kinokasse. Mit einem TOMATOMETER-Score von 9 Prozent auf Rotten Tomatoes gehört der Superhelden-Film außerdem zu den am schlechtesten bewerteten Filmen 2015. Neben der Auszeichnung als schlechtester Film wurden die Marvel-Verfilmung mit dem Preis für die schlechteste Neuverfilmung und Regisseur Josh Trank für die schlechteste Regie ausgezeichnet.
Oscar-Preisträger als Razzie-Gewinner
Das auch amtierende Oscar-Preisträger nicht vor der Auszeichnung mit dem Razzie geschützt sind, dürfte in diesem Jahr Eddie Redmayne erfahren. Der Brite, im vergangenen Jahr für seine Darstellung des Stephen Hawking in Die Entdeckung der Unendlichkeit als bester Hauptdarsteller bei den Academy Awards ausgezeichnet, brillierte 2015 zwar im Filmdrama The Danish Girl über die intersexuelle Malerin Lili Elbe, inklusive erneuter Nominierung für den Oscar als bester männlicher Hauptdarsteller. Zeitgleich leistete er sich jedoch auch einen peinlichen Auftritt in der Verfilmung der Wachowski-Geschwister Jupiter Ascending. Peinlich berührt war allem Anschein nach auch die 947-köpfige Jury der Razzies, und verlieh Redmayne die Himbeere als schlechtester Nebendarsteller.
Die letzte Himbeere als schlechteste Schauspielerin bekam The Big Bang Theory-Star Kaley Cuoco für ihre Leistung in gleich zwei Filmen. Zum einen für ihre Rolle in Die Trauzeugen AG, zum anderen für ihre Leistung als Stimme von Eleanor in Alvin und die Chipmunks: Road Chip.
Razzie-Rekordhalter wird rehabiliertiert
Es gibt jedoch auch einen Razzie-Award, der sicherlich mit einem gewissen Glücksgefühl verbunden ist. So wird der Razzie Redeemer Award, (Himbeeren-Erlöser-Preis) an Schauspieler oder Regisseure vergeben, die früher Himbeeren gewonnen hatten oder dafür nominiert waren und inzwischen wieder positive Preise gewinnen konnten.
In diesem Jahr ging dieser Preis an den Himbeeren-Rekordhalter Sylvester Stallone. Nachdem der 69-Jährige bereits zehn Razzies „gewonnen“ hat, konnte er durch seine Darbietung des Rocky Balboa in Creed – Rocky’s Legacy endlich wieder positive Schlagzeilen schreiben. Neben dem Redeemer Award könnte für Stallone in der Nacht von Sonntag auf Montag sogar ein weiterer Preis dazuommen. So ist „Sly“ als bestern Nebendarsteller bei den Academy Awards nominiert.
Lest hier unsere Trailerwatch-Filmkritik zu Creed – Rocky’s Legacy
Anti-Oscar (fast) ohne Stars seit 1981
1980 gründete der Cineasten John Wilson die Golden Raspberry Award Foundation. Bereits ein Jahr später fand die erste Verleihung der „Razzies“ statt. Die Nominierten bleiben der Veranstaltung jedoch für gewöhnlich fern.
Ausnahmen gibt es jedoch auch: So lieferte beispielsweise Hally Berry neben einer emotionalen Dankesrede, in Anspielung auf ihre Oscarrede 2002, bereits im Vorfeld die passende Erklärung für ihre Anwesenheit bei der Verleihung 2005: „Wenn ich eine Himbeere bekomme, gehe ich auf jeden Fall zur Verleihung. Ich finde, wer zu den Oscars geht, sollte auch zu den Razzies kommen.“ Damals erhielt sie den Preis für ihre Rolle als „Catwoman“.
Bei der Preis-Statue handelt es sich übrigens um eine Kunststoffhimbeere, die auf eine Super-8-Filmrolle aus Aluminium geklebt ist und mit Goldfarbe überzogen wurde.