Wenn ein Computerspiel verfilmt wird, hat es immer einen faden Beigeschmack. Leider, weil die meisten Filme über Videospiele in der Vergangenheit eher Flop als Top waren. Erlebt man mit Warcraft: The Beginnen jetzt die Wende? Die spoilerfreie trailerwatch-Kritik!
Super Mario Bros., Far Cry, Pixels – die Liste schlechter Videospielverfilmungen ist lang – leider viel zu lang. Entsprechend gemischt sind die Gefühle, wenn eine weitere Umsetzung eines Spiels angekündigt wird. Bei Warcraft ist dieses Aufeinandertreffen von Vorfreude und Sorge bereits zehn Jahre her. In einer Zeit als die Abonnentenzahlen von World of Warcraft noch monatlich stiegen, wurden 2006 erstmals Pläne einer Zusammenarbeit von Blizzard Entertainment und Legendary Pictures für einen Warcraft-Film veröffentlicht. Bis zum fertigen Film dauerte es jedoch zehn Jahre bzw. um eine andere Rechnung zu präsentieren: es dauerte drei Drehbücher und zwei Regisseure.
Warcraft und die Zeitreise ins Jahr 1994
Meine persönliche Frage im Vorfeld des Films war relativ einfach: Gelingt es eine logische Geschichte zu erzählen, die eine entsprechende Begründung für den Konflikt zwischen Menschen und Orcs in der Welt von Azeroth liefert? Die Antwort: Weitestgehend ja. Darum geht es: Weil das Leben in Draenor, der Welt der Orcs, keine Zukunft bietet, strömen diese durch das sogenannte „Dunkle Portal“ in die Welt der Menschen. Sie werden dabei vom Hexenmeister Gul’dan (Daniel Wu; Into the Badlands) angeführt, einem Nutzer der „Fel“-Magie, die sich von der Energie lebender Wesen nährt. Das Ziel scheint einfach: Auslöschen der heimischen Bevölkerung und Neu-Besiedlung mit den Angehörigen der Orc-Horde. Dieses Vorhaben wollen die Krieger der Menschen, angeführt von Herrführer Anduin Lothar (Travis Fimmel; Vikings), logischerweise verhindern.
Fans der Spielreihe werden es spätestens jetzt gemerkt haben: Warcraft: The Beginning bezieht sich weniger auf die Geschichte von World of Warcraft, sondern eher auf das erste Warcraft-Strategiespiel aus dem Jahr 1994. Man erlebt im Kino sozusagen eine Art Origins-Story mit Warcraft: Orcs & Humans als Grundlage – wenn auch nur grob. So musste Regisseur und Co-Drehbuch-Autor Duncan Jones, der für seinen grandiosen Debütfilm Moon gefeiert wurde, einiges an der Hintergrundgeschichte verändern. Wer also Vergleiche zu Büchern des Warcraft-Universums zieht, dürfte einige Abweichungen feststellen.
Mehr als nur „Gut gegen Böse“
Eine Änderung, welche sich am deutlichsten Herausstellen lässt: Die Warcraft-Verfilmung löst sich vom klassischen Bild der guten Menschen und bösen Orcs. Der Film zeigt, dass in den grünen Invasoren mehr steckt als eine Truppe plumper Keulen-Schwinger. Speziell die Geschichten des jungen Orcs Durotan (Toby Kebbell; Planet der Affen: Revolution), Stammes-Anführer der Frostwölfe, und der Kriegerin Garona (Paula Patton; 2 Guns), wobei bei dieser Figur noch viele Fragen offen bleiben, verdeutlichen dabei den moralischen Zwiespalt innerhalb der Orc-Gruppe in Bezug auf die Eroberung Azeroths.
Mehr Tiefe innerhalb der Charakterzeichnung darf man jedoch nicht erwarten. In einem Cast, mit zahlreichen auf die Geschichte einflussnehmenden Charakteren war dies allerdings auch nicht zu erwarten. So sind neben den bereits erwähnten unter anderem Ben Foster als mächtiger Magier Medivh (Lone Survivor), Dominic Cooper (Captain America: The First Avenger) als Llane Wrynn, der König der Menschen, und Ben Schnetzer (Pride) als junger Magier Khadgar zu sehen. Die Geschichte selbst dreht sich abseits des Kampfes zwischen Menschen und Orcs hauptsächlich um Ruhm und Ehre – und um diverse Liebesgeschichten. Aber egal. Warcraft nutzt die einzelnen Handlungsstränge wenn man ehrlich ist lediglich dazu, um in wenigen Augenblicken von einem Kampf zum nächsten zu kommen.
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CGI-Feuerwerk
Und genau damit sind wir bei der Stärke des Films. Denn viel wichtiger als die ausbaufähige Storyline ist das, was auf der Leinwand zu sehen ist. Die Videospielverfilmung liefert ein Feuerwerk der CGI-Effekte. War dies nach Veröffentlichung der Trailer noch der größte Kritikpunkt, zeigt sich im Kino, dass die Verbindung von realen Aufnahmen und epochalen Landschaftsanimationen auf eindrucksvolle Weise gelingt. Vor allem die Darstellung des magischen „Fel“ und die Aufnahmen der Schlachten zwischen Menschen und Orsc können überzeugen und erinnern an Aufeinandertreffen in der Computerspielvorlage.
Aber was ist Warcraft: The Beginning jetzt für ein Film? Es ist kein Meisterwerk was den Zuschauer auf der Kinoleinwand erwartet. Der Film wird sich allerdings auch nicht in die Reihe schlechter Computerspielverfilmung einreihen. Im Vergleich zu Werken aus den 90er Jahren – oder im Duell mit Uwe Boll – braucht sich der Film nicht zu verstecken. Jedoch lässt man viele Möglichkeiten verstreichen, den Film auch inhaltlich glänzen zu lassen. Es wäre mehr möglich gewesen.
trailerwatch-Wertung: 6/10
Warcraft: The Beginning läuft ab dem 26. Mai 2016 im Kino.
(Bildquelle: © Universal Pictures)